Baubericht H-101 Salto (ARF Flyfly Hobby)

von (Holz-)Michel
Ich habe diesen Bericht geschrieben, um besonders den Nicht-Holzwürmern unter unseren Mitgliedern Tipps zu geben, wie
man ARF Modelle „pimpen“ sollte, um lange Freude daran zu haben.
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Schon als Jugendlicher war ich vom Flugbild des von der Firma WIK vertriebenen Modells fasziniert. Er stand damals
bereits auf meiner Wunschliste.

Vor ein paar Monaten sah ich in der elektronischen Bucht mal wieder einen Baukasten, allerdings zu einem ziemlich hohen
Preis. Eher zufällig stolperte ich dann über einen ARF- Montagesatz bei einem österreichischen Anbieter zu einem
moderaten Preis von 166€ incl. Versand und so schlug ich zu.
Anm.: Heute kostet der Salto ein paar € mehr.
Das Modell hat eine Spannweite von 2680mm und ist damit ein wenig größer, als das alte WIK-Modell. Der Maßstab ist
annähernd 1/5. Hersteller ist Flyfly Hobby in China.

Wenige Tag später erhielt ich eine große Transportkiste, die auch als Sarg durchgehen würde.
Um meine Neugier zu befriedigen, öffnete ich diese und war positiv von der Verpackung der Einzelteile überrascht. Alles
war in Schaumfolie und zusätzlich in Kunststofffolie verpackt.
Die Teile machten beim ersten Anblick einen hervorragenden Eindruck in Hinblick auf die Verarbeitung und
Passgenauigkeit.

Nach dem Abklingen der ersten Euphorie nahm ich mir dann ein paar Stunden später die Teile noch einmal vor und
begann, die illustrierte Montageanleitung zu lesen.

Und damit bin ich bei einigen Minuspunkten dieses Produktes:

Da die Chinesen immer wieder Probleme mit den Verklebungen haben, prüfte ich zunächst das eingeklebte Servobrett,
welches, wie erwartet, meiner Fingerkraft leider nicht Stand hielt oder anders gesagt:

Es hätte sich beim F-Schlepp aus dem Rumpf desintegriert und somit zum Verlust des Modells beim Erstflug geführt.

Die Anweisungen in der Montageanleitung sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen.
Ein Kleben von Querruderservos mit doppelseitigem Klebeband an ABS-Abdeckungen ist ein absolutes no go! Und 9g
Servos bei dieser Spannweite sind ebenso fragwürdig.

So kann man keine Servos in einem Semi-Scale-Modell dieser Größe befestigen. Das hält definitiv die Belastungen im Flug
nicht aus. Die Folge wäre ebenfalls nach kurzer Zeit ein Totalschaden.

Zudem fehlen wesentliche Maßangaben. In dem Fall der Öffnungswinkel des V-Leitwerks. Hier musste ich erst im Internet
recherchieren, um das Maß 100° zu erhalten.
Gerade für Modellbau-Neulinge können hier Fehler beim Bau wieder zur Aufgabe des Modellflughobbys wegen
häufiger Abstürze führen. Um dies zu vermeiden, gebe ich hier Anregungen zum Bessermachen.

Die Querruder-Servos werden unter Verwendung von Sperrholzklötzchen in die Flächen eingebaut (siehe Foto). Die
Abdeckungen dienen wirklich nur zum Verschließen der Servoschächte.
Das Servobrett habe ich leicht modifiziert, sodass es tiefer im Rumpf eingesetzt werden konnte und so den nötigen Platz
schafft, um einen „richtigen“ Sitz im Cockpit zu platzierten (siehe Foto). Das Ganze wurde dann mit 5min Epoxy dauerhaft
verklebt.
Die Gestängeführungen zum Leitwerk müssen so im Rumpf fixiert werden, dass diese nicht nachgeben können. Das ist in
diesem Fall nicht so ausgeführt. Ist nicht weiter schlimm, ich muss eine Führung sowieso verlegen, da ich das Leitwerk
über einen V-Mixer mit zwei Servos ansteuere (siehe Foto). Ohne Seitensteuerung möchte ich nicht fliegen! Zuvor prüfte
ich die Leichtgängigkeit der Gestänge und musste leider feststellen, dass die Führungen falsch ein geklebt waren. Also
alles raus und neu verkleben!
Die Leitwerke habe ich abnehmbar gebaut. Das muss nicht sein, erleichtert jedoch Transport und Lagerung des Modells.
Hierzu habe ich die Sperrholzlaschen durch welche aus GFK ersetzt und im Rumpf eine Führung, ebenfalls aus GFK
eingeklebt, die den 100° Winkel exakt vorgibt. Auch hier musste ich Baufehler beseitigen, bevor ich mit der eigentlichen
Arbeit beginnen konnte. Die Bohrungen für die Metallstifte der Leitwerke waren im Rumpf unterschiedlich gebohrt. Beim
Kleben muss das alles winkelig auf dem Bautisch fixiert werden. Danach noch M3 Gewinde in die Flossenhalter bohren und
fertig sind die abnehmbaren Leitwerke.

So, jetzt noch ein paar weitere Tipps:

Die Trennung der Querruderservokabel habe ich, wie fast immer, mit D-Sub Steckern vorgenommen. Damit gibt es keinen
Kabelsalat. Hier immer Mehrfachkontakte löten! Die Drähte in den Flächen habe ich verlötet. Die Verbindung D-Sub-
Stecker Empfänger benutze ich gleich als Akkueinspeisung für den Empfänger, sodass dieser über zwei Eingänge versorgt
wird (2 und 5). Beim Auswiegen des Modells habe ich festgestellt, dass Blei in die Nase muss. Deshalb habe ich mich für
eine Doppelstromversorgung mit Doppel- Schottkydiode, wie bei all meinen größeren Modellen, entschieden.

Akku-Redundanz ist aus meiner Sicht besser, als Trimmblei.

Die Kabinenhaube habe ich ebenfalls etwas gepimt: Sie wird nicht mittels Schraube und Gummiband gehalten, sondern
mit einem passenden Verschluss. Zudem habe ich den „Sitz“ ausgeschnitten, sodass später „Ken“ als Pilot im Modell
verbleiben kann, wenn man die Haube öffnet.
Die ersten Flüge im F- Schlepp hinter Lutz`s Trainer verliefen relativ unspektakulär, jedoch ist eine, wenn auch bekannte,
Unart des Saltos zu vermelden.

Das Modell verhält sich ähnlich, wie das Original: Bei zu starken Höhenrudergaben, besonders im oberen Totpunkt eines
Loopings, reißt gerne mal die Strömung ab und mal sollte genügend Platz nach unten haben, um ihn abfangen zu können.
Fahrt ist hier alles!!!

Mein Fazit:

Ein gelungenes Modell mit relativ guten Flugeigenschaften zu einem moderaten Preis. Die Mängel bei der Vorfertigung
sollte jeder Käufer einkalkulieren. Es ist kein Anfängermodell und ein wenig Erfahrung beim Bau von Modellflugzeugen
sollte schon vorhanden sein. Die Angaben in der Bauanleitung sind in jedem Fall zu hinterfragen. Im Zweifelsfall einen
erfahrenen Modellflieger ansprechen. Dies gilt nach meiner Einschätzung für fast alle ARF- Modelle!



Holm und Rippenbruch
Euer (Holz-) Michel